01. 
Mai
2023

Für mich kein Feiertag

Etappe Epernay nach Dormans, reine Gehzeit 7,5 Stunden, 12 bis 14 Grad, Anfangs Sonnenschein später bewölkkt, einzelne Regenschauer

Orte der Strecke: Epernay, Vauciennes, Boursault, Montovosin, OEuily, Cerseuil, Vassy und Dormans

Um 7.00 Uhr bin ich hoch, habe mich gewaschen und anschließend gefrühstückt. Das Meiste hatte ich ja schon gestern gepackt. Jetzt ging es nur noch darum den Wagen so zusammen, mit den Rucksack zubinden, dass der Rucksack nicht an den Rädern schleift. Das ist nicht einfach, da der große Rucksack durch die ganzen Erschütterungen unterwegs, sich anfängt zu bewegen. 

Damit war ich dann aber um 8.30 Uhr fertig und bin dann aus dem Haus gegangen, den Schlüssel habe ich wie besprochen in den Briefkasten geworfen. In 15 Minuten war ich am Bahnhof. Der Zug stand schon am Gleis. Ich saß mit den Pilgerwagen im Fahrradabteil. Zwei Mädchen, die mit ihrem E-Bike unterwegs waren, habe ich geholfen ihre Bikes aufzuhängen. Man sind die schwer. Hätte ich nicht gedacht. Um 9.15 Uhr fuhr der Zug pünktlich los. 

Die 30 Minuten Fahrzeit nutzt ich um den Sonntagsbericht zuschreiben. In Epernay angekommen, war, wie ich angenommen hatte das Touristenbüro am 1. Mai nicht geöffnet. Was nun???? In den nächsten Laden der offen hatte hinein. Es war ein Tabakgeschäft, der gab mir dann einen Stempel. 

Dann hörte ich Musik, wie magisch angezogen folgte ich ihr und konnte noch das Ende einer 1. Mai Demo der Gewerkschaften ansehen. 

Ich muss meine Meinung über Epernay revidieren, dort wo in der Stadt Menschen leben, ist sie durchaus lebenswert. Etwas schmunzeln mußte ich, als ich eine lange Schlange vor einer Bäckerei sah. Zum einem viel mir die DDR ein und zum anderen musste ich an die nie gesagten, aber trotzdem berühmten Worte denken: Wenn ihr kein Brot habt, warum esst ihr dann keinen Kuchen? Passt irgendwie zum 1. Mai.

Hinter Epernay ging es erst einmal steil hoch und ein wenig später in die Weinberge. Gefühlt ging es an diesem Tag nur hoch. 

Es sollte heute Gewitter am Nachmittag geben und wie angekündigt war es mit dem schönen Wetter schnell vorbei, es zog sich zunehmend zu. Also hatte ich einen kleinen Wettlauf gegen die Zeit vor mir. Spät gestartet und trotzdem soviel Kilometer machen wie möglich, bevor der große Regen einsetzt. 

Nach einer Weile ging es hoch oben, auf dem Höherrücken in den Wald. Hier verpasste ich eine Abzweigung und ging dann zwar nicht im Kreis, aber im Quadrat. Ich brauchte bestimmt eine dreiviertel Stunde um wieder an der richtigen Stelle zu kommen. Wenn mir das später noch fehlen sollte. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Wildscheinspuren gesehen.

Der Boden ist überall aufgewühlt, dazwischen frische Trittsiegel. Mir schwante schon Böses, als ich sah, dass Bauern ihre Felder mit Zäunen versehen hatten. Eine in Deutschland eher ungewöhnliche Maßnahme. Für den Wagen waren diese Wege nichts. Weiter ging es. 

Manchmal bin ich aber auch echt genervt, wenn man es am wenigsten erwartet, kommt auf einer abgelegenen Waldstraße, ein Raser entgegen und knapp an einem vorbei. Ich wäre am liebsten auf die Motorhaube gesprungen. Ich fand keine freundlichen Worte für den oder die Fahrerin. Ein wenig muss ich wie Rumpelstilzchen ausgesehen haben.

Ansonsten war es aber eher ein ereignisloser Tag. Bis auf ein, zwei Regenschauer, die mir nur ein müdes Lächeln abringen. Das Gewitter blieb aus. 

Es blieb mir also nur noch den Campingplatz zu erreichen. An der Stelle möchte ich noch mal erwähnen, dass in der Champagner Region, an der Marrne, es nicht leicht ist für mich bezahlbares Quartier, zu finden. Größtenteils folge ich dem Jakobsweg, der auf annehmbarer Länge, für mich auf ruhigen Wegen an mein Ziel führen soll. Was mir aber vermehrt zu schaffen machte war das schwierige Gelände und die  nicht minder anstrengende Toppgraphie. 

Es ging über Stock und Stein, steil bergab und Kilometer weit bergauf. Meine Bänder in den Fußgelenken beschwerten sich unmissverständlich. Dabei entführt einen der Jakobsweg in die wirklich entlegensten Winkel der Erde, wo sonst aber wirklich niemand seit Jahren gewesen ist. 

Ich habe bestimmt schon 10 seltene Pflanzenarten ausgerottet, weil ich sie plattgefahren habe. Diese Wege sind schon zu Fuß schwer zu bewältigen, geschweige denn mit den Wagen. Ich war auch mittlerweile schon erschöpft und unkonzentriert. Aber in wenigen Kilometern sollte ich da sein. 

Da kam ich an einer Stelle wo Wasser über eine Betonschwelle lief, mit allerlei Schlick. Ich dacht noch zu mir, das könnte glatt................ . Bautz, da lag ich schon der Länge nach im Wasserlauf. Ich kam gar nicht mehr hoch. Der Wagen lag halb auf mir. Als ich dann realisiert hatte es passiert war, könnte ich mich aus meiner misslichen Lage befreien.

Da bin 1000 km unterwegs, unangenehmenen Situationen entronnen, um dann hier zu fallen. Da stand ich dann dar, Nass bis auf die Unterhose. Das war aber nicht weiter schlimm. Ich sah aus, als wäre ich an einem Jauchesprenger vorbeigelaufen. Ein Bild für die Götter. 

Für mich ein Grund mehr mich zu beeilen, damit ich mich umziehen kann. Natürlich war ich auf dem Campingplatz in Dormans zu spät und es war niemand mehr am Empfang. Das war mir aber auch egal. Ich wollte keine besonderen Leistungen beanspruchen. Die Waschmaschine hätte mich vielleicht interessiert, aber ich finde wo anderes eine Gelegenheit, meine jetzt vom Schlamm verdreckte Wäsche zu waschen.

Ich war ganz froh das, das Gewitter ausgeblieben war, so musste ich mich mit dem Zeltaufbau nicht warten und der Boden war auch trocken. Zuerst zog ich mich aber um und hängte die nassen Sachen auf die Leine. Man sollte immer Paracord dabei haben. Ich hatte schon einiges ausgepackt und telefonierte schon mit Maren, als es aus heiteren Himmel stark anfing zu regnen. Na Super!!!! Ich rette meine Sachen unter das Waschhaus und wartete bis der Regenguss aufhörte. Dann ging es aber sofort zum Zeltaufbau. Man stelle sich vor die  Sachen waren immer noch nass von Givet. Mein Stimmung wuchs.

Aber was soll's. Als ich fertig war zog ich mich in das Zelt zurück und bereitete mir ein Festmahl aus Kaffee, Tassensuppe, Brot, Wurst Joghurt und Schokolade. Danach blieb mir nichts anderes übrig als zu Schlafen. Danke 1. Mai.

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